Das Restaurant und die Küche
Das erste und bisher einzige LandZunge-Restaurant in Oberstdorf liegt mitten im Zentrum, nur ein wenig versteckt. Die Suche danach lohnt sich.
Wer nicht mehr weiß, wie labyrinthisch sich Oberstdorfs Gässchen ineinander fügen, dem sei ein Besuch von Riegers Restaurant empfohlen. Da führt der abendliche Spaziergang quer durch den Ortskern mit seinen trutzigen, oft mit Holz verkleideten Häusern zu besten LandZunge-Genüssen. Brigitte und Oliver Rieger locken mit Allgäuer Köstlichkeiten, die sie modern interpretieren, zum Beispiel gesottenes Rindfleisch, saftiges Entrecôte oder Flammkuchen mit Allgäuer Käse.
Das Haus liegt in der Rankgasse zwar mitten im Ort, jedoch in der Fußgänger-Zone, wo kein Auto hin darf. Niemand kommt um den Weg zu Fuß herum. Und so helfen statt moderner Navigations-Geräte am ehesten noch die Oberstdorfer weiter. Viele kennen das Restaurant, weil es bereits einen guten Ruf genießt. Dabei hat es erst 2009 eröffnet. "Wir hatten uns schon am Freibergsee einen Namen gemacht", sagt die Wirtin. 15 Jahre lang betrieben sie das Ausflugslokal im Stillach-Tal von Oberstdorf. Dann war Zeit für einen Wechsel.
Die Umstellung von Freizeit-Ziel auf Abendbetrieb und von Alleinlage auf 100 Nachbarn, die auch Gastronomie betreiben, bedeutete eine Herausforderung. "Wir setzen auf die LandZunge, weil das Konzept uns überzeugt und wir uns so auch von den anderen abheben können", sagt Oliver und erzählt, was für ihn dahinter steckt: "regionale Gerichte, die authentisch sind, und Wissen, wo die Sachen herkommen". Schon sein Carpaccio verrät, dass da sogar noch mehr im Spiel ist: ein Kopf, der mitdenkt, knobelt und dann pfiffig kombiniert.
"Bergkäse ist genauso beißig wie Parmesan!" Da kommt Oliver doch glatt ohne den Italiener aus. Auch Platz Nummer zwei der Vorspeisen zeigt, wie er Tradition mit Trends würzt: "Lauwarmer Oberstdorfer Ziegenkäse mit Rosmarin-Honigbutter in Räucherschinken gewickelt". Vor kurzem bot man ihm Flusskrebse aus der Iller an: "Hatte ich zwar noch nie, aber nein sagen kam nicht in Frage!" Jetzt rangieren sie vier Plätze hinter dem Carpaccio auf der Speisekarte.
Mit seinen Bestellungen macht Oliver es sich nicht einfach. Stets hat er seine Antennen aufgestellt, um zu erfahren, wer ihm was liefern kann. Wild bezieht er aus dem Walsertal, Gemüse und Salate von der Gärtnerei Feger in Heimtertingen, das Bier kommt aus Missen, Rind- und Schweinefleisch liefert die Metzgerei Buchmann, Brot und Nudeln macht der Hausherr selbst. Die Karte wechselt aller paar Wochen, "je nach Saison und was ich an Ideen habe".
Die Auswahl bei Riegers ist groß, denn die zwei Gasträume haben mehr als vier Wände und einiges an Nischen. Ihre naturbetonte Einrichtung, die warmen Farben und die vielen dezenten Lichtquellen lassen jede Ecke einladend erscheinen. "Die Gäste fragen oft nach unserem Innen-Architekten, aber das haben wir alles selbst ersponnen."
Spinnen, tüfteln und weg vom Gängigen, das scheint das Erfolgsrezept der beiden zu sein. Plus das Gespür für die Wünsche der Gäste. "Unser Restaurant liegt etwas versteckt, nicht in der typischen Laufstraße. Deshalb wollen wir es schaffen, uns einen Namen zu machen."
Friederike Lerbs